Draft:Jörn Teich

Jörn Teich (geb. am 20. Juni 1974 in Hattingen, Deutschland) ist ein deutscher Unternehmer, Aktivist und Überlebender der Loveparade-Katastrophe von 2010 in Duisburg. Er wurde bundesweit bekannt durch sein langjähriges Engagement für die Opfer des Unglücks sowie durch seine politische und mediale Arbeit zur Aufarbeitung der Tragödie.

Leben

Frühes soziales Engagement

Bereits als Kind zeigte Teich ein ausgeprägtes soziales Bewusstsein. Im August 1984 suchte er den Schauspieler und Aktivisten Karlheinz Böhm während dessen Hungerstreiks vor der Düsseldorfer Kunsthalle auf. Der zehnjährige Teich überreichte Böhm 3.200 Deutsche Mark, die er durch den Verkauf von selbstgebastelten Gegenständen sowie Teilen seiner Spielzeugsammlung gesammelt hatte. Jeder Käufer ließ sich als Spender eintrage, was Böhm zusätzlich sichtlich beeindruckte.

Beruflicher Werdegang

Teich absolvierte eine Ausbildung zum Floristen und nahm an Berufswettkämpfen auf regionaler und auf Landesebene teil. Während seines Wehrdienstes war er bei der Militärseelsorge tätig. Später arbeitete er als Anlageberater, Immobilienmakler und Kaufmann. Von 2008 bis 2014 war er als Berufskraftfahrer tätig, um sich besser um seine Tochter kümmern zu können. Sie war ebenfalls bei dem Unglück 2010 dabei.

2014 erlitt Teich einen Herzinfarkt, den er selbst als Spätfolge der psychischen und physischen Belastungen durch die Loveparade-Katastrophe einordnet. Aufgrund seiner gesundheitlichen Einschränkungen wurde er als erwerbsunfähig eingestuft, versucht jedoch weiterhin, am Berufsleben teilzuhaben.

Loveparade-Unglück 2010

Am 24. Juli 2010 besuchte Teich mit seiner damals vierjährigen Tochter die Loveparade in Duisburg. Während der Massenpanik erlitt er schwere Verletzungen und eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS), die ihn langfristig arbeitsunfähig machte. Seine Tochter blieb körperlich unverletzt, musste jedoch die traumatischen Ereignisse miterleben. Ein Foto von Teich mit seiner Tochter im Arm erschien am Tag nach der Katastrophe in einer Zeitung und machte ihn bundesweit bekannt.

Nach dem Unglück

Nach dem Unglück engagierte sich Teich zunächst im Verein "Neven Forget", bevor er 2011 mit anderen Überlebenden den unabhängigen LoPa 2010 e.V. gründete. Der Verein leistete unter anderem:

Vermittlung von Therapieplätzen für über 200 Betroffene
Organisation von Reha- und Klinikaufenthalten
24/7-Krisentelefon für traumatisierte Opfer
Jährliche Gedenkveranstaltung „Nacht der 1 000 Lichter" => https://kurier.at/chronik/weltchronik/duisburg-nacht-der-1-000-lichter-fuer-die-loveparade-opfer-von-2010/143.170.246
Erhalt und Pflege der Loveparade-Gedenkstätte in Duisburg
Gründung de Loveparade-Stiftung „Duisburg 24.7.2010" => https://www.deutschlandfunk.de/loveparade-duisburg-eine-stiftung-gegen-das-vergessen-100.html => http://www.stiftung-duisburg-24-7-2010.de/index.php?article_id=4 => https://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/loveparade-unglueck-betroffene-gruenden-stiftung-a-1045085.html

Teich war Mitbegründer der Stiftung, trat jedoch später aus, weil er eine Verschleierung der Unglücksgründe sowie -folgen seitens der kommunalen Verantwortlichen kritisierte, die unzureichende Spendenakquise bemängelte sowie die Vernachlässigung überlebender Opfer beanstandete.

Politisches Engagement

Teich spielte eine zentrale Rolle in folgenden Bereichen:

Verhandlungen zur Errichtung und Finanzierung der Loveparade-Gedenkstätte
Juristische und politische Aufarbeitung der Katastrophe
Unterstützung bei der Recherche für den Kino-Film "Das Leben Danach" (2017), in dem er als Vorlage für Darsteller und Szenenbilder diente => https://de.wikipedia.org/wiki/Das_Leben_danach
Verhandlungen mit kommunalen, Landes- und Bundesbehörden, darunter u.a.

Angela Merkel (Bundeskanzlerin a. D.)
Adolf Sauerland (Oberbürgermeister Duisburg a. D.)
Sören Link (Oberbürgermeister Duisburg)
Hannelore Kraft (Ministerpräsidentin NRW a. D.)
Finanzielle Unterstützung für psychisch erkrankte Opfer
Verbesserung der Nachsorge für Katastrophenopfer

Medienpräsenz und Öffentlichkeitsarbeit

Als zentraler Ansprechpartner für Medien trat Teich in zahlreichen nationalen und internationalen Medien auf, darunter:

„Loveparade: Betroffene gründen Stiftung" (im SPIEGEL)
„Wie die Katastrophe in Duisburg nachwirkt" (in der Frankfurter Rundschau)
So geht es Opfer Jörn Teich fünf Jahre nach der Katastrophe" (im Stern)
Das Leben mit Angst (in der SWR-Sendung "Nachtcafe") => https://www.fernsehserien.de/joern-teich/filmografie

Aktuelle persönliche Situation

Trotz anhaltender gesundheitlicher Einschränkungen setzt sich Teich weiterhin für die Aufarbeitung der Loveparade-Katastrophe und die Unterstützung der Opfer ein. Privat lebt er zurückgezogen.

Weblinks (Auswahl):